Donnerstag, 8. September 2011

Älteres II: "Im Garten der verlorenen Formen" (2010)

Älteres I: "Manifast" (2010)

Eine Suspension ist ein heterogenes Stoffgemisch aus einer Flüssigkeit und darin fein verteilten Feststoffen, die in der Flüssigkeit aufgeschlämmt und in der Schwebe gehalten werden.

Scheiße, diese Leute tanzen nicht, die zitieren bloß, sage ich in den Raum hinein.
Da kommt er herein. Kleiner ist er als ich. Kompakter auch. Eine Einheit sozusagen. Dieser Monolith von Mensch schlängelt sich durch die Leute im Eingangsbereich und geht nach hinten. Dabei schaut er kurz in mein Gesicht. Wie ein hartes, beschaltes Ei, dass ein brutzelndes Spiegelei beobachtet, geht er an mir vorbei.

Eine Suspension tendiert zur Sedimentation und Phasentrennung.

Tja, so hat jeder seine Problemchen. Der eine hätte gern eine kleinere Nase, der andere mehr Haarwuchs oder Muskeln. Ich persönlich könnte auch ein paar Kilo weniger vertragen.

Also ich habe kein Problem mit meinem Fettgewebe, auch nicht mit meiner Muskulatur oder meiner Behaarung. Mein Problem betrifft ausschließlich das Zentralnervensystem.

Oh, naja, man muss froh sein, dass man gesund ist. Nicht wahr?

Ja. Ja.

Ein Handfön mit Lichtschranke, eine Bar, ein Wasserklosett, ein Mobiltelefon, ich weiß wie man all das bedient.
Tagsüber durchwanke ich irgendwelche Bezugsrahmen.
Scheisse, das hat ja auch keinen Grip, sage ich dann immer und schüttle den Kopf. Es gibt keinen Ort an dem ich jetzt gerade gerne sein würde.
Nachts lehne ich dann mit geschlossenen Augen den Kopf an die Wand einer Toilettenkabine und bin zufrieden.
Der Blick ist inzwischen hinreichend eingesickert, so dass ich wieder in der Lage bin einfache willentliche Aktionen durchzuführen.

Und was wird morgen sein?

Es gibt vier Dinge, die mich retten.
Ein Ohr, ein Bier und Zigaretten, Aufstehen und durch die Stadt gehen.

Wie geht’s dir fragen auf der Stiege. Die grauen Kanten spüren mit den Händen am Hinterkopf, liegend. Die Achselhöhlen exponiert. In den Luftzug äschern.

Am Sessel in der Küche sitzen. Das Fenster im Rücken. Müll produzieren, den Müll hinunterbringen.

Ins Bett schwitzen. Wie geht’s dir ins Handy tippen. Am Tisch sitzen. Nicken.

Die glühenden Holzreste in der Asche drehen, sie wärmen den Stein.
Warum ist das jetzt traurig? fragen, ausatmen, in den Bus springen.

Ins Kaffeehaus hetzen, wie geht’s dir brüllen. Ein Bier saugen, Kenn ich kreischen. Und wieder drehen und Luft zublasen. Den Stein aufglühen sehen.

Hinter mir ist ein Hügel
auf dem steht ein Haus.
Das Haus hat ein Fenster
da schau ich heraus.
Ich mir in den Rücken.

Einmal aufwachen und nicht wissen wie spät es ist für vielleicht eine Stunde.

Die Spalte

Jakob Kraner

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